Der reine Berg |
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Donnerstag, 28. November 2013
Armer polnischer Adel Ich bin Rabulski, vornamentlich Didier, mit zweitem Ryszard, in Erinnerung an einen Onkel in der alten Heimat. Meine Familie hat sich zu einer durchaus als historisch zu bezeichnenden Zeit und lange vor berühmten Persönlichkeiten wie etwa Frédéric Chopin mit seiner letzten Habe auf einer desolat daherrumpelnden Postkutsche aus dem Osten nach dem Westen aufgemacht, nach Frankreich. In diesem Land waren wir Polen immer willkommen. Es wird auch daran gelegen haben, daß Katholiken sich untereinander besser zu verstehen scheinen. Und wenn noch blaues Blut in ihnen floß, nahm man sie in Gottes eigenem Land, wie ein Deutscher das einmal leicht verunglückt pathetisierend übersetzte, mit noch weiter geöffneten Armen auf. Es geschah sogar, daß man ihnen große Güter zukommen ließ, wie das etwa bei Stanislas der Fall war. Stanisław Leszczyński war einst König von Polen und wurde Herzog von Lothringen, wohl nicht zuletzt, da er im 16. Jahrhundert Schwiegersohn des fünfzehnten Ludwigs geworden war. Dieser Stanislaus hat das alte Nancy gestaltet. Nancy ist die Stadt, in die es auch meine Familie seinerzeit zog. Sie nahm vermutlich an, auch verlumptem Adel ginge es dort besser, es könnte wieder aufwärts gehen mit ihm. Es sollte sich nicht als derart günstig erweisen. Die Rabulskis hatten ihren Lebensunterhalt eigenhändig zu sichern, hatten zu arbeiten. Irgendwann kehrten sie in die alte Heimat zurück, siedelten in Kraków an. Doch aus der wurden sie vertrieben. In ihrer kleinen Odysée landeten sie schließlich wieder in Nancy, jedoch in erster Linie wegen der Nähe zu Deutschland. Dortin die Grenze überschreiten, und es ließ sich sogar im unweiten, gleichwohl bereits sündhaft teuren Baden-Baden wesentlich kostengünstiger speisen als in der Heimat. Die aus dem Osten via der Alsace heranwallende, rein kulinarisch motivierte Völkerwanderung hatte die gastronomische Preisstruktur auch im nördlicheren Teil Frankreichs arg deformiert. – Nun, dort fand die letzte Generation dieses herunterkommenen Teils alten polnischen Adels, hier in meiner Gestalt, Brot, als Advocatus, wenn auch nicht in einer dieser brillierenden Kanzleien, sondern als einer, der von einer Hinterstube aus Asylanten das Leben zu erleichtern versuchte und sich mit Verkehrsstrafsachen sein schmales Einkommen aufzubessern trachtete. Wie nahezu jeder Jurist hat auch er künstlerische Ambitionen. So dilettiert er in seiner letztendlich üppigen freien Zeit in den Abendstunden im linden Kerzenschein seiner spitzwegschen Dichterstube als vermeintlich literarischer advocatus diaboli; ein wenig wider den Stachel einer heutzutage möglicherweise nicht so recht verstandenen Aufklärung löckend. Er sitzt in romantischem Halbdunkel und schreibt eine Geschichte auf, die seiner Familie. Und die beginnt mit dem vorerstigen Ende, als derzeit letzte Station, als eine der Liebe. Die wiederum nahm ihren Anfang nach einer Tagung am deutschen Niederrhein zur Thematik Psychische Störungen aufgrund familiarer Problemata in Einwanderungsgesellschaften. Am Abend ergab sich eine private Runde, die in der Folge eine Liebe gebar; aus dem gesellschaftlichen Mäuslein, das der Fels in seinem Kreisen hevorbrachte, um ein solches auszuwerfen, wurde schließlich eine Gebirgskette. Die wird, die muß hier geschildert werden.
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Letzte Aktualisierung: 2014.02.12, 19:21 status
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